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Sprachenunterricht: Arbeitnehmende brauchen bessere Harmonisierung

Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, ist wie der Bundesrat besorgt über die Entwicklung der Sprachenfrage in verschiedenen Deutschschweizer Kantonen. Travail.Suisse begrüsst daher die Initiative der Landesregierung, verschiedene gesetzliche Lösungsvarianten rechtzeitig zur Diskussion zu stellen. Aus Arbeitnehmersicht gehen jedoch alle Lösungen zu wenig weit. Für Arbeitnehmende mit Kindern im schulpflichtigen Alter bleibt eine kantonsüberschreitende Mobilität mit Problemen behaftet.

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Berufslehre/Berufsmatura oder Gymnasium?

Mit etwa 15 Jahren hat man sich als junger Mensch zu entscheiden, welchen Bildungsweg man gehen möchte. Sucht man sich eine Lehrstelle und macht allenfalls die Berufsmatura? Oder möchte man doch lieber das Gymnasium besuchen?

Situation vor 30 Jahren

Vor 30 Jahren hat diese Entscheidung weitreichendste Folgen gehabt. Hat man eine Spur gewählt, so war es überaus schwierig, noch einen Spurwechsel vorzunehmen. Der Wechsel zwischen gymnasialem Weg und dem Berufsbildungsweg und umgekehrt war nur mühsam zu bewerkstelligen. Viele erwachsene Personen leben noch in dieser alten Welt und vermitteln deshalb ihren Kindern Bilder, die so nicht mehr stimmen.

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Situation heute

In den 90er Jahren wurden die Berufsmaturität und die Fachhochschulen geschaffen. Damit hat sich die Bildungslandschaft stark verändert. Folgende Punkte sind besonders zu erwähnen:

        Heute kann man über den Berufsbildungsweg (Berufslehre und Berufsmaturität) an einer Fachhochschule einen Hochschulabschluss erreichen. Hochschulabschlüsse sind also nicht mehr nur über den gymnasialen Weg zu erlangen.

        Zudem kann man mit einer Berufsmaturität über eine so genannte Passerelle innerhalb eines Jahres den Zugang zu den universitären Hochschulen erreichen. Frühere musste man dafür die eidgenössische Maturität nachholen.

        Auch für die gymnasialen Maturandinnen und Maturanden besteht die Möglichkeit, die Spur zu wechseln. Mit einer einjährigen geregelten Arbeitswelterfahrung können sie sich den Zugang zu den Fachhochschulen erarbeiten.

        Schliesslich kann man heute auch ohne Berufsmatura einen Tertiärabschluss erreichen. Die höhere Berufsbildung (Berufsprüfung, höhere Fachprüfung, höhere Fachschule) ist durch das neue Berufsbildungsgesetz neu dem Tertiärbereich zugeordnet und hat damit eine Aufwertung erfahren. Die höhere Berufsbildung zählt heute zum Tertiär-B-Bereich, die Hochschulen zum Tertiär-A-Bereich. Übrigens können Bildungsleistungen im Tertiär-B-Bereich in Bildungsgängen an Fachhochschulen angerechnet werden.

Durchlässigkeit: Grundprinzip des heutigen Bildungssystems

Prägend für das heutige Bildungssystem ist die so genannte Durchlässigkeit. Spurwechsel – wie oben beschrieben – sollen möglich sein und sind auch möglich. Keine Ausbildung soll in eine Sackgasse führen. Die Entscheidungen, die mit 15 Jahren getroffen werden, haben daher nicht mehr so weitreichende Folgen wie früher. Sie können im Verlaufe des Lebens dank der Durchlässigkeit einfacher korrigiert werden wie einst.

Eigene Begabung statt falsche Karriereträume

Immer wieder hört man, wie vor allem Eltern in städtischen Regionen ihre Kinder ins Gymnasium drängen wollen und alles unternehmen, dass ihr Kind die Aufnahmeprüfung schafft. Sie haben für ihr Kind Karriereträume und tun so, als ob der gymnasiale Weg allein das Glück versprechen würde. Im heutigen Bildungssystem sollte vielmehr darauf geachtet werden, wofür ein Jugendlicher begabt und motiviert ist. Aus jeder Ausbildung kann heute – dank dem durchlässigen Bildungssystem – eine spannende Karriere entwickelt werden, wenn man – und das ist natürlich die Voraussetzung dafür – sich engagiert und an sich arbeitet.

Arbeitslosigkeit und Bildungsrendite

Interessant sind neuere Statistiken. Sie zeigen, dass Personen, welche ihre Karriere über die Berufsbildung starten, auf dem Arbeitsmarkt sehr gute Karten haben. Personen, die über einen Abschluss der höheren Berufsbildung (Tertiär B) verfügen, sind weniger erwerbslos als HochschulabgängerInnen (Tertiär A). Und die FachhochschulabgängerInnen weisen im Durchschnitt eine grössere private Bildungsrendite auf als AbgängerInnen der höheren Berufsbildung und der Universitäten. Das heisst, wer etwas erreichen möchte, kann dies sowohl über den gymnasialen wie über den Berufsbildungsweg erreichen.

Bruno Weber-Gobet, Leiter Bildungspolitik Travail.Suisse